Lieber Leser, 

es gibt wohl kaum eine Ära, die so beliebt in Film und Fernsehen ist, wie die 20er. Die ganze Ästethik – Gold, Silber, Champagner, Perlen und Federn. Die Frauen in der typischen Silhouette mit kunstvoll drapiertem Haar, androgen aber doch verführerisch, die Männer sehen natürlich alle aus wie Leonardo Di Caprio in seiner Rolle in The Great Gatsby. Alle tanzen ausgelassen und mit Lebensfreude, lachen und feiern, die Sittenpolizei hat kaum eine Chance im Kampf gegen den Exzess. Es ist das goldene Jahrzehnt zwischen den zwei großen Kriegen, direkt nach einer großen Pandemie und mitten in der Inflation. Hatte das ausgelassene Partyvölkchen nicht ahnen können, was für dunkle Gräueltaten sie in Zukunft erleben oder zu welchen sie im Stande sein werden? Dass der von Hunger und Armut geschürte Hass sie in eine Zeit stürzten würde, die man nicht mit Feiern in die Vergangenheit verschwinden lassen kann? Oder war schon damals nicht alles gold, was glänzt?

Die 20er sind eine mysteriöse Zeit für uns heutzutage und sicher auch stark romantisiert. Zum größten Teil lebt die Ära von der Legende, damals wie heute – genau 100 Jahre später. Wir sind ganz sicher nicht die ersten, die die 1920er mit den 2020ern vergleichen und wir werden auch ganz sicher nicht die letzten sein. Retrospektiv wird der Vergleich sicher noch sehr interessant werden. Doch auch schon heute lassen sich eindeutige Parallelen ausmachen – Pandemie, Inflation, sogar Krieg, wenn auch nicht annähernd in der gleichen Dimension, was hoffentlich so bleiben wird. Unsere Generation wird gerne als sehr behütet bezeichnet, doch wir sprechen wieder über die gleichen Themen. Die ganzen Schattenseiten wiederholen sich in Abwandlungen – doch eins wird ausgelassen: die Orgie. 

Es gibt keine Partys, obwohl die Masken gefallen sind, die Impfpflicht gescheitert. Es gibt keine Champagnertürme, obwohl die Währung sich schneller entwertet als man hinschauen kann und Sparen keinen Sinn mehr hat. Unser ganze Autorenschaft ist zurzeit eingenommen von der Auswertung der Akten der Berliner Wahl, doch wir haben uns etwas Zeit genommen, um in dieser kleinen Edition dem Mysterium der 20er auf den Grund zu gehen.

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Elisa David

Chefredakteurin

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Von Jonas Kürsch | Die staatlichen Zwangsmaßnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie haben tiefe und deutlich sichtbare Narben hinterlassen. 

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