Die Masken sind gefallen

Von Boris Cherny | Monate ist es her, als fast alle Corona Maßnahmen in Deutschland endeten. Für viele Menschen, mich persönlich eingeschlossen, bedeutete dieser Tag die langersehnte Wiedererlangung der Freiheit. Endlich waren wir die unnötigen 2G oder 3G Regeln, Isolationen und Maskenpflichten los. Doch für die meisten Bürgern in diesem Land war der Tag eine zutiefst lästige und verunsichernde Angelegenheit. Das hat sich mittlerweile geändert.
Der erste Schultag ohne Maske
Am ersten Schultag nach dem Ende der Maskenpflicht, war ich anfangs einer der wenigen ohne Maske. Auch wenn die älteren Jahrgänge schnell die Masken abnahmen, trugen jüngere Schüler, die mit der Maskenpflicht fast schon aufgewachsen waren, die Maske oftmals noch brav bis in den Mai hinein. Auch als ich erstmals seit langer Zeit einen Supermarkt ohne Maske betrat, war ich fast der einzige ohne. Zu dem Zeitpunkt sagten fast 80 Prozent der Deutschen, sie würden freiwillig Masken tragen wollen. Auch die Diskriminierung von Nicht-Geimpften hatte eine breite Unterstützung innerhalb der Bevölkerung. Menschen ohne Maske wurden schief angeschaut. Für viele stand man damit demonstrativ auf der Seite der bösen Querdenker.
Auch zahlreiche Politiker zogen gegen den als Projekt der FDP wahrgenommenen “Freedom Day” ins Feld. Vor allem Markus Söder stach heraus. Eigentlich seit Neujahr vom Corona Alarmismus bekehrt, und in Bayern ständig lockernd, betrieb der Ministerpräsident eine geradezu populistisch anmutende Fundamentalopposition gegen den lockeren Corona-Kurs der Bundesregierung. Bei jeder möglichen Gelegenheit kritisierte er den vermeintlich laxen Umgang mit Corona. Doch schon einige Wochen nach dem “Freedom Day“ fiel auch Söders Maske. Er fing an, zahlreiche Volksfeste zu besuchen und zwängte sich auf enge Gruppenselfies mit beschwipsten Jugendlichen im Bierzelt.
Viele andere Unions-Politiker scheinen ebenfalls an Gedächtnisschwäche zu leiden. So ist die Partei, die die Maßnahmen im März 2020 erst eingeführt hat, zu ihren größten Kritikern geworden. Sei es die einrichtungsbezogene Impfpflicht oder das Infektionsschutzgesetz, die CDU stellt sich gegen ihre früheren Positionen. Unions-Granden wie Armin Laschet oder Julia Klöckner sprachen sich klar gegen Lauterbachs-, aber auch retrospektiv (natürlich ohne Namen zu nennen) gegen Merkels Politik aus. Doch nicht nur in der CDU ist mittlerweile die Normalität wieder eingekehrt. Selbst die einstigen Maskenfetischisten aus der grünen Partei lassen ihre Gesichter unbedeckt. Jüngst sah man zahlreiche grüne Spitzenpolitiker bei der diesjährigen Wiesn-Eröffnung dicht gedrängt und freilich maskenlos. Auch verschiedene bekannte Virologen scheinen sich gewandelt zu haben. Hendrik Streeck verweigert sich der vierten Impfung, und Klaus Stöhr hat die Pandemie bereits für beendet erklärt.
Doch jeder Tag, an dem Menschen keine Maske im Supermarkt tragen müssen, macht einen Rückfall ins alte Corona-Regime schwieriger
Auch die Bevölkerung hat sich an die Freiheit gewöhnt. Zuletzt befürworten laut Deutschlandtrend etwa 50% der Menschen den maskenlosen Alltag. Masken sieht man allerhöchstens noch im ÖPNV, wobei sich immer mehr Menschen dem sinnlosen Zwang widersetzen. Im Endeffekt hat aber vermutlich nicht der Freiheitswille der Deutschen gesiegt, sondern viel eher die Faulheit und die Gleichgültigkeit. Vielen Menschen ist es einfach nur zu lästig, sich ständig neue Masken zu kaufen und sich immer wieder daran zu erinnern, sie tragen zu müssen.
Trotzdem ist das aktuell maskenlose Leben in Deutschland eine große Niederlage für Karl Lauterbach. Er versucht immer noch verzweifelt, für Masken im Alltag – selbst draußen – zu werben. Doch jeder Tag, an dem Menschen keine Maske im Supermarkt tragen müssen, macht einen Rückfall ins alte Corona-Regime schwieriger – auch wenn das Infektionsschutzgesetz möglicherweise diesen Rückfall bedeutet. Doch das Vertrauen in staatliche Institutionen ist durch Energiekrise und Inflation stark geschwächt, weshalb sich hoffen lässt, dass sich diesmal mehr Menschen auf die Wiedererlangung der Freiheit pochen werden.