Die EU will mit gesundem Schulessen die Gesellschaft „verändern“ – Ökologie oder Teilhabe?
Von Johanna Beckmann | Jeder hat in seinem Leben bestimmt schon einmal das Essen in einer Schulkantine verzehrt. Dort sucht man nach gesundem und leckerem Essen vergebens. Die Folge sind riesige Behälter mit weggeschmissenem Essen. Es ist also auch nicht nachhaltig. Das versucht die Europäische Union zu ändern, sie hat zu Beginn diesen Jahres das „SchoolFood4Change Program“ ins Leben gerufen. Doch ist dieses Projekt wirklich der Schlüssel zu einem gesunden und nachhaltigen Leben der Schüler und er gesamten Gesellschaft?
Das „SchoolFood4Change“ Programm ist ein Projekt des Horizon 2020 Programme for research and innovation der Europäischen Union. Es wird von der EU finanziert und die Gesamtkosten sollen laut CORDIS zwischen 2022 und 2025 12 332 128,13 Euro betragen. In Deutschland sind bis jetzt Nürnberg und Essen ein Teil des Programms. Nürnberg nimmt seit kurzem an dem Programm teil und es werden laut CORDIS €417 517,50 zur Realisierung des Projekts in der Stadt von der EU gezahlt. Dort soll ab jetzt immer frisch und gesund gekocht werden. Doch lohnt es sich wirklich, diese Menge Geld für das Schulessen auszugeben?
Das Projekt verspricht gutes Essen für Schüler und den Planeten. In der Kantine meiner Schule ist das Essen auf jeden Fall nicht gut für die Schüler, da man dort nach dem Verzehr eines Tellers mit Nudeln und Tomatensoße eine große Menge Öl auf seinem Teller findet. Der Grund für die Reformierung des Essens ist, dass gutes Essen in der Schule das Denkvermögen fördert. Außerdem ist das Schulessen für viele Schüler eine gern genommene Pause des Schulalltags. Als ich noch in der Kantine gegessen habe, mochte ich es sehr, mich in den Pausen mit meinen Klassenkameraden auszutauschen. Trotzdem isst aus meiner Klasse nur noch eine Schülerin, ihr Mittag in der Schulkantine, da das Essen nicht schmeckt und zusätzlich viel zu teuer ist. Um eine gesunde Ernährung über die Schüler in der gesamten Gesellschaft zu verteilen, müsste erst einmal ein Großteil der Schüler die Kantine nutzen, dazu sollte es für Schüler und Eltern eine Verbesserung im Preis und im Essen geben.
Die erste Verbesserung ist, dass das Essen gesünder wird, geplant ist, dass mehr Nüsse, Gemüse und Linsen auf den Teller der Kinder landen und dafür weniger Fleisch gegessen wird. An meiner Schule gab es immer ein Buffet und die meisten Schüler rührten die Lebensmittel, die vermehrt auf den Tellern landen sollten, nicht an oder schmissen sie in einen der meist randvollen Abfallbehälter. Viele griffen lieber zum Schnitzel. Wenn das Lieblingsessen der Schüler aus dem Speiseplan gestrichen wird, werden womöglich noch weniger Schüler die Schulkantine besuchen. Kaum ein Schnitzelliebhaber wird dann zur panierten roten Beete greifen.
Diese Nahrung soll dann auch noch von lokalen Produzenten kommen, dies soll zur Förderung der Nachhaltigkeit und damit Kinder den Bezug zwischen Lebensmittel und Produktion kennenlernen geschehen. Doch schon beim Wocheneinkauf wird jedem klar, dass lokale umweltfreundliche Produkte teurer sind. Wenn es an manchen Tagen Fleisch gibt, dann können die Preise das Doppelte betragen, da ein regionales Hähnchen aus meiner Nähe 8,99 Euro pro Kilogramm kostet, das billigste Hähnchen aus dem Aldi kostet nur 3,50 Euro pro Kilogramm und das ist nicht nur beim Hähnchen so die gleiche Rechnung könnte man fast bei allen Produkten durchführen. Da kann das Projekt noch so oft versichern, dass das Essen nicht teurer wird, nach 2025 wenn das Projekt zu Ende ist müssen die Preise in die Höhe schießen oder das Projekt wird verlängert und die EU beschäftigt sich weiterhin mit der Finanzierung von Schulessen. Wenn das Vorhaben mit den gleichbleibenden Preisen doch nicht klappt ist der Vorschlag des Projekt einfach das Budget nicht so stark zu beachten und mehr auf die hohen Gesundheitskosten und Nachhaltigkeit zu achten. Das nicht beachten des Budgets funktioniert vielleicht bei der Eu, das ist bei einer Familie die jeden Cent zweimal umdrehen muss nicht so einfach.
Wie diese Verbesserungen erreicht werden können, lernen die Köche in Online- und Präsenzveranstaltungen. Sie arbeiten sogar mit Köchen aus anderen Ländern zusammen. Sie lernen das gesunde-, umweltbewusste und regionale Essen zu kochen. Sie nutzen weniger tierische und verarbeitete Produkte. Dazu sollten sie bei umweltfreundlichen und lokalen Herstellern einkaufen. Für meine Schule würde das Projekt nicht funktionieren, da wir unser Essen von einem externen Köchen geliefert bekommen und keine richtige Küche haben, es gibt dort nur Geräte, um das Essen warm zu halten. Es ist also nicht einmal an allen Schulen umsetzbar. Außerdem bieten sie den Schülern Programme, in denen sie etwas über gesundes und nachhaltiges Essen lernen und sogar gärtnern können. Für die Teilnahme an diesem Projekt können Schulen sogar eine Medaille bekommen.
Natürlich hätte ich nichts dagegen, wenn das Schulessen reformiert wird, da dass Essen mit den zusammengeklebten Nudeln und der Tomatensoße, die mehr Öl als Tomaten enthält definitiv kein gutes Essen ist, dennoch sollte das Schulessen bezahlbar bleiben, denn wenn wir nicht einmal Chancengleichheit in der Schulkantine schaffen können, könne die Politiker noch so oft Chancengleichheit im Bildungssystem fordern. Ein Projekt das das Essen gesünder und nachhaltiger macht, sieht auf den ersten Blick gut aus, doch ich glaube, dass dieses Projekt zumindest an meiner Schule nicht umsetzbar wäre, auch wenn sich meine Schule natürlich über eine Gesundheits- und Nachhaltigkeitsmedaille freuen würde.