DeSantis kündigt an – und steht vor großen Problemen

Von Boris Cherny | Der amerikanische Vorwahlkampf geht in die heiße Phase. Am Donnerstag bei uns zur Mitternachtszeit (Mittwoch, 18 Uhr Ortszeit) kündigte der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, in einem Twitter-Space zusammen mit Twitter-Besitzer Elon Musk seine Präsidentschaftskandidatur an. DeSantis wird damit sofort zum schärfsten Konkurrenten von Ex-Präsident Donald Trump. Mit den bald anstehenden Vorwahl-Debatten wird der Wahlkampf weiter an Fahrt aufnehmen. Doch DeSantis muss, wenn er diese Wahlen gewinnen möchte, bis dahin noch einige Probleme lösen. Schon der Start seiner Kampagne verläuft nicht ganz nach Plan.

Im November 2022 sahen die Zukunftsaussichten für Gouverneur DeSantis rosig aus. Er wurde in einem triumphalen Sieg über seinen demokratischen Konkurrenten Charlie Crist, im Amt bestätigt, während Donald Trump von Vielen als verantwortlich für die unerwartet schlechten republikanischen Ergebnisse bei den Zwischenwahlen gemacht wurde. Es baute sich Momentum für DeSantis auf und er lag in vielen Umfragen für die innerparteilichen Vorwahlen zur Präsidentschaftskandidatur gleichauf mit Donald Trump. Eine Wachablösung in der republikanischen Partei lag in der Luft.

Seitdem ist viel passiert. Nachdem Trump seine Kandidatur offiziell verkündet hatte, begannen der Ex-Präsident und sein Umfeld unablässig Floridas Gouverneur, der nicht mal offiziell zur Wahl angetreten war, mit Schmutz zu bewerfen und teilweise vollkommen gegenstandslose Vorwürfe zu konstruieren. Da behauptete Trump tatsächlich, dass DeSantis während der Corona-Krise zu hart vorgegangen sei. Dabei war es Trump selbst, der sich 2020 deutlich hinter Fauci, den Hauptvertreter der Pro-Lockdown Virologen, und die Corona-Maßnahmen stellte. Doch anstatt sich zu wehren, versuchte DeSantis mit eher halbherzigen Abweisungen gentlemanlike zu wirken. Zu dieser Zeit schienen Trumps Attacken noch verzweifelt und verbissen. Doch diese Einschätzungen, geteilt von vielen Experten, haben sich als falsch herausgestellt. Trumps Offensive hat gewirkt, in aktuellen Umfragen liegt er knapp 30 Prozentpunkte vor DeSantis. Dieser wehrte sich nicht nur nicht gegen Trumps Angriffe, sondern ging nicht einmal in eine Gegenoffensive.

Auch am ersten Tag seiner Kampagne scheint er sich gegenüber Donald Trump passiv zu verhalten. Er geht dabei denselben Weg wie andere republikanische Kandidaten. Es scheint Konsens unter ihnen zu herrschen, dass Trumps Gestalt unantastbar ist und politische Angriffe auf ihn nur einem selbst schaden könnten. Diese Annahme erscheint auf den ersten Blick logisch. Immerhin genießt Trump, ähnlich wie Ex-Präsident Obama bei den Demokraten, in der republikanischen Partei den Status eines Volkshelden. Doch ungeachtet dessen, wie unklug Attacken gegen Trump auch zu sein scheinen; sie sind der einzige Weg, ihn zu besiegen. Trump ist der Favorit. Ein Gegenkandidat muss, neben Überzeugungsarbeit für sich selbst, die Mehrheit der republikanischen Wähler auch davon überzeugen, wieso man nicht für den Ex-Präsidenten stimmen sollte.

Das Interesse an DeSantis Kampagne kann noch so groß sein, er muss die Schwächen Trumps gnadenlos ausnutzen, um die Vorwahlen gewinnen zu können. Dieser bietet mehr als genug Angriffsflächen. Neben der bereits erwähnten verfehlten Corona-Politik, in der er sich zeitweise klar auf Seiten von autoritären Corona-Maßnahmen gestellt hatte, scheint seine Amtszeit als US-Präsident aus konservativer Sicht deutlich inkonsequenter als DeSantis eigene Amtsgeschäfte in Florida. Auch Trumps extravagantes Privatleben und Auftreten, das eigentlich gegen jegliche Werte der bei den Republikanern einflussreichen evangelikalen Christen geht, könnte Floridas Gouverneur für sich nutzen.

Zugegebenermaßen ist es nicht nur seine Wahlkampfstrategie, die DeSantis benachteiligt. Auch die Demokraten und Journalisten von CNN, MSNBC und Co. stellen sich klar gegen ihn. Der Einschätzung vieler demokratischer Strategen nach ist DeSantis die größere Bedrohung für Joe Bidens Wiederwahlchancen. Deshalb ist zurzeit vor allem DeSantis das Ziel von negativer Berichterstattung. Er soll auch medial zur größtmöglichen Gefahr (vor allem für die Demokratie) aufgespielt werden. Auch die Anklage gegen Trump schadet paradoxerweise mehr DeSantis als dem Angeklagten selbst. Das offensichtlich politisch motivierte Verfahren wird mitten im Vorwahlkampf geführt werden. Schon die erste Anhörung im April verhalf Trump zu einem großen Sprung in seinen Umfragewerten. Ob dieser Effekt dem demokratischen Generalstaatsanwalt von Manhattan, Alvin Bragg, bewusst ist, weiß man nicht, doch die Vermutung liegt nahe.

So findet sich DeSantis zum Start seiner Kandidatur in einer schwierigen Situation wieder. Trumps Unterstützer verhöhnen ihn bereits jetzt. Auch sein gemeinsamer Auftritt mit Elon Musk ging erstmal schief. Das erste Twitter-Space, in dem Musk und DeSantis miteinander hatten sprechen sollen, brach zusammen, da die Zuhörerzahl mit etwa 500.000 Menschen (und bis zu 50.000 neuen Zuhörern pro Minute) Twitter anscheinend überlastete. So begann das Gespräch zwischen dem Twitter Chef und dem Präsidentschaftskandidaten erst mit knapp 30 Minuten Verspätung. Der Umstand sorgte freilich für mehr Belustigung auf Seiten der Pro-Trump Fraktion der Republikaner, die die genauen Umstände zum Vorfall (nämlich die Überlastung Twitters durch zu hohe Nutzungszahlen) ignorierten. Auch wenn die eigentlichen Gründe dafür für DeSantis positiv zu sein scheinen, könnte der Einstieg ein schlechtes Omen für die Zukunft des Gouverneurs sein, oder nur ein kurzes Straucheln auf dem Weg zum Sieg. Fest steht nur, dass es jetzt spannend wird.

Bildquelle: Wikimedia Commons via CC BY-SA 2.0



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