Der messerwerfende Markus trifft nicht mehr ins Schwarze
Als nächstes präsentieren wir den messerwerfenden Markus. Mit beeindruckender Präzision trifft er bei jeder Meinungsänderung der Medien voll ins Schwarze – bis jetzt.
An Absurditäten mangelt es der deutschen Politik wahrlich nicht. Sei es Annalena Baerbocks „feministische Außenpolitik“ oder Karl Lauterbach mit seinem Corona-Wahn. Beide eint jedoch der Kampf um ihre Überzeugungen. Lauterbach beispielsweise sieht sich selbst vermutlich in einer Schlacht, in dem er sich heldenhaft gegen alle Widerstände einem tödlichen Virus entgegenstellt. Schlimmer als der Fanatiker ist jedoch der Opportunist, der den Fanatikern nach dem Mund redet. Hierzulande gibt es kaum einen Politiker, der sein Fähnchen höher in den Wind streckt als Markus Söder.
Wenn es darum geht, wie man plötzliche Stimmungsschwankungen in politisches Kapital verwandelt, macht dem bayrischen Ministerpräsidenten niemand etwas vor. Rückgrat, Standhaftigkeit und Überzeugen, alles das sind Fremdworte für den Franken. Erst war er gegen die rot-grüne Energiewende, dann biederte er sich bei Fridays-for-Future an. Ein anderes Mal machte Söder gegen den Kohleausstieg mobil, um dann einen noch schnelleren Ausstieg (2030), als die Ampel (2038) zu fordern. Bis ins letzte Jahr war der bayrische Ministerpräsident Gründer und Kapitän des Teams Vorsicht. Er war einer der ersten Politiker, der dem medialen Druck nachgab und für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht plädierte. Als dann Anfang April abgestimmt wurde, die Stimmung sich jedoch ein Stück weit gedreht hatte, war aus der bayrischen Staatskanzlei nur noch ohrenbetäubendes Schweigen zu hören. Ein anderes mal behauptete Söder, er habe 2G „von Anfang an“ skeptisch gesehen. Auch darf nicht vergessen werden, dass Karl Lauterbach u.a. auf Drängen von Markus Söder zum Gesundheitsminister ernannt wurde. Dann preschte er plötzlich mit einer Ansage gegen seinen Wunschminister vor. Als erster äußerte er, die umstrittenen Hotspot-Regel nicht durchsetzen zu wollen. Soviel offensichtlichen Opportunismus ließen ihm die Medien dann nicht mehr durchgehen. Die Taktik des Opportunismus wurde schon von Angela Merkel kultiviert. Damit war sie so erfolgreich, dass sie gegen Ende ihrer Amtszeit als quasi-überparteiliche Institution der Bundesrepublik wahrgenommen wurde. Doch in die Fußstapfen der „Präsidialkanzlerin“ kann Söder nicht treten – in den vergangenen Monaten gelang es ihm nicht mehr, auf der Hysterie-Welle zu surfen. Dabei schien ihm auch immer mehr sein Ego im Weg zu stehen – Söder hatte sich verworfen.
Die Wahlkampf-Sabotage von Laschet wird Söder parteiintern und auch von einigen Stammwählern übelgenommen. Mit Aussagen wie: „Das Ziel, Leben zu retten, haben wir gut erreicht. 130.000 Menschen konnten in Bayern vor dem Tod gerettet werden“, macht Söder sich lächerlich. Mit „wir“ meint er vor allem sich selbst, steht er im Freistaat doch an der Spitze der politischen Nahrungskette. Aus dem Autoritätsverlusts von Scholz und Lauterbach in Folge des Scheiterns der Impfpflicht und dem der Ampel-Zoff um die Ukraine-Krise, kann die Union kein Kapital schlagen. Dabei steht insbesondere der Franke unter Druck. Vor einem Jahr hielten rund 70 Prozent der Bayern für einen guten Ministerpräsident. Inzwischen sehen das nur noch 56 Prozent so. Auch wenn solche Umfrage immer mit Vorsicht zu genießen sind, ist doch ein klarer Trend zu erkennen. Geschadet haben dürfte Söder kürzlich ein Auftritt in Augsburg. Anfang April infizierte sich der bayrische Ministerpräsident mit Corona. Durch eine glückliche Fügung des Schicksals wurde 3 Tage nach seiner Infektion die Corona-Quarantäne auf 5 Tage verkürzt. „Gleichwohl appellieren wir an die Menschen sich verantwortungsvoll zu verhalten“. „Das heißt, wir empfehlen deshalb, nach Isolationsende noch eine Zeit lang eine Maske zu tragen und Kontakte zu reduzieren“. Die Empfehlung richtete sich aber offenbar nur an das Fußvolk. Eine gute Woche nach seiner Infektion feierte Söder feuchtfröhlich beim Augsburger „Plärrer“.
Trotz dieser Fehltritte wirkt Söder unantastbar. Parteiinterne Gegner sind (noch) nicht in Sicht. Es dürfte erst einmal weiter gesödert werden. Er wird nach wie vor opportunistisch bleiben und treffsicher wie eh und je Meinungsänderungen in der Bevölkerung erahnen. Doch seine Messer werden langsam stumpf.