Neues von Game of Thrones: Jetzt sind sogar die Drachen woke

Von Sven Justin Verst | Achtung, dieser Artikel enthält Spoiler für “House of the Dragon” und “Rings of Power”. Ihr seid gewarnt.

Endlich, “House of the Dragon”, das Prequel zu “Game of Thrones”, ist da. Wie bereits GoT sieht auch die neue Serie wunderschön aus. Außerdem sehen wir, wie das Leben unter den Targaryens war, bevor sie verrückt wurden. Doch so mächtig das Drachen-Geschlecht auch sein mag – nicht einmal sie sind vor dem woken Zeitgeist sicher. Jedem, der das Buch gelesen hat, fällt schon bei der ersten Folge auf: Wieso zur Hölle, sind die Valyrians denn plötzlich schwarz mit graublonden Rastas?! Im Buch werden die Valyrians doch explizit als blass bezeichnet. Es mag für viele zwar nur eine oberflächliche und kosmetische Änderung sein, aber es wirft Fragen auf. Immerhin waren die Valyrians geradezu besessen davon, durch ihre blasse Haut, platinblonden Haaren und violetten Augen aus dem Rest von Westeros hervor zu stechen. Auch deshalb betrieb man Inzest, um die Blutlinie und äußere Erscheinung rein zu halten. Aber an Buchvorlagen scheint sich Hollywood ja schon lang nicht mehr halten zu wollen.

Die Empörung darüber lässt sich leicht in die rechte Ecke stellen. Dabei gab es schon vor ein paar Jahren ein ähnliches Problem und die Empörung hält bis heute an. Die amerikanische Zeichentrickserie “Avatar: Herr der Elemente” ist einzigartig. Die erzählten Geschichte und Charaktere sind ausgereift und können jede Altersgruppe ansprechen. Als man sich entschied, einen Realfilm zu produzieren, war die Erwartung groß und die Empörung größer. Die Produzenten hatten es gewagt, die dunkelhäutigen Charaktere von weißen Schauspielern spielen zu lassen. Es folgte der übliche linke Scheißsturm und bis heute wird der Film verachtet. Auch die Macher vom Prequel zu der Hobbit und Herr der Ringe, “Ringe der Macht” hat eine diverse Besetzung. Dabei basieren die Werke von Tolkien auf nordischer Mythologie. Schlaue Marathonschauer denken außerdem zurecht: Was ist denn bitte später mit den nicht-weißen Menschen, Elben und Zwergen passiert? Wurden sie von einem rassistischen Monster ausgelöscht? Immerhin gibt es sie in den zeitlich später spielenden Filmen nicht mehr. 

 

Eine Königstochter, die keinen Bock hat zu heiraten 

Doch zurück zu “House of the Dragon” und der Protagonistin Rhaenyra Targaryen. Schon zu Beginn der Serie wird der Zuschauer belehrt: Die ach so wunderbare, vorlaute, kecke Rhaenyra wurde mit allem geboren, was das Herz begehrt – außer einem Penis. Die Tennie-Thronfolgerin ist unglücklich: Sie möchte nicht bloß eine Ehefrau und Mutter werden, sondern eine Königin, die tun lassen kann, was sie möchte. Dabei stößt sie auch ihrer engsten Freundin vor den Kopf – was man ein bisschen verstehen kann, immerhin ist sie mit ihrem Vater, dem König in die Kiste gestiegen und wird kurz darauf seine Frau und Königin. Rhaenyra belästigt den Zuschauer geradezu mit der neu-feministischen Idee, dass Frauen ihre Femininität über Bord werfen sollten und Männer nachahmen sollten. Auch Rey aus den Star Wars Sequel Filmen sowie Captain Marvel folgen diesem Modell. Damit wurden beide jedoch zu äußerst unbeliebten Charakteren. Männer haben ein Problem mit starken Frauen, so die These der Verfechter des woken Zeitgeistes. Dass das Blödsinn ist, weiß wohl jeder Leser dieses Blogs. 

 

Es gibt genug faszinierende, starke Frauen in Filmen und Serien, die mutig und gleichzeitig weiblich sind. Ellen Ripley, die Protagonistin aus dem Film Alien (1979), ist das beste Beispiel. Ripley kehrt zurück in eine gefährliche Situation, welcher sie gerade erst entkommen ist, um ein junges Mädchen zu retten. Dabei wird auf ihre Feminität angespielt und auf ihre Beschützerrolle als Mutter. Auch in der von J.K. Rowling geschaffenen “Harry Potter”-Welt gibt es eine solche Szene. Molly Weasley stellt sich schützend vor ihre Tochter im Duell gegen die Todesserin Bellatrix Lestrange, welche vermutlich zu den stärksten Hexen ihrer Zeit gehörte. „Get away from her you bitch“ und „Not my daughter you bitch“, sind unvergessliche Zeilen, welche die Hingabe der beiden Frauen ausdrücken.

Es geht also auch anders: starke Frauen können authentisch geschrieben werden. Molly hat uns berührt, weil sie nicht woke war. Rhaenyra wiederum nervt einfach nur.