„Contemporary Muslim Fashions“: Ist das Kopftuch wirklich ein Modeaccessoire?

Von ELISHOVA DAVID | Die Ausstellung „Contemporary Muslim Fashions“ im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main setzt sich mit knapp 80 Outfits, Fotographien und Videos mit muslimischer Mode, sogenannter „Modest Fashion“ auseinander, die von Kopftüchern bis zur Burka, von Sportbekleidung bis zu Haute Couture reicht. Vom 4. April bis zum 15. September sollen so die „vielen Facetten individueller, religiöser und kultureller Identität“ dargestellt werden, die uns die Mode bietet. 

Doch schon vor der Eröffnung sorgt die Ausstellung für Diskussionen. So heißt es in einem offenen Brief der Gruppe „Migrantinnen für Säkularität und Selbstbestimmung“ es sei „absurd, dass ausgerechnet in dem Jahr, in dem die Errungenschaften der Frauenrechte deutschlandweit gefeiert werden, mit einer Ausstellung unweit der Paulskirche eine Kleiderordnung protegiert wird, mit der die Hälfte der Bevölkerung in muslimischen Ländern und auch in den muslimischen Communities in Deutschland unterdrückt wird.“ Auch die CDU-Landtagsabgeordnete Ismail Tipi äußerte sich negativ: „Was Frauen entrechtet und diskriminiert, gehört nicht in eine Ausstellung. Vollverschleierung darf nicht hoffähig werden.“ Ein Schlag gegen die Frauenrechte also. Die Befürworter der Schau fühlen sich missverstanden. Es sei falsch allen Frauen, die ein Kopftuch tragen, zu unterstellen, dass sie dazu gezwungen worden seien – schließlich gäbe es solche Bekleidungsvorschriften hier nicht. Die Schau solle vor allem die Augen für die Schönheit des Kopftuches öffnen, das nicht unbedingt als Glaubensstatement fungieren müsse, sondern auch einfach bequem sei.

Was ist das Kopftuch denn nun – ein Symbol für die Unterdrückung der Frau, oder ein Modeaccessoire? Ein Accessoire ist es ganz sicher nicht, ich musste mir schon genug „Mein Kopftuch“-Vorträge von Deutsch-als-Zweitsprache-Schülerinnen in der Schule anhören um das zu wissen. Die liefen immer gleich ab: Das Haar ist demnach das Schönste an einer Frau, eine Art Schmuck also – eine gute, anständige Frau muss es deshalb bedecken und darf sich ohne Kopftuch nur anderen Frauen, ihren Verwandten und ihrem Mann zeigen. 

Das tut sie unteranderem um sich vor Blicken aber auch vor Übergriffe durch fremde Männer zu schützen. Besonders interessant war die Aussage eines der Mädchen, die erklärte, sie würde das Kopftuch erst tragen, seit sie nach Europa gekommen ist, als mein Lehrer nachfragte warum, verstand sie plötzlich kein Deutsch mehr. Ich habe sie auch lange nicht mehr gesehen – seit sie vor zwei Jahren verheiratet wurde, geht sie nicht mehr zur Schule. 

Das Kopftuch ist somit mehr als nur ein Stück Stoff, schließlich darf man es ohne weiteres nicht ausziehen, wie es bei einem normalen Schal zum Beispiel der Fall ist. Auf der anderen Seite kann man es aber auch nicht ohne weiteres anziehen. Niemand wacht eines Morgens auf und entschließt sich dazu, sich heute eine Gardine über den Kopf zu hängen. Denn das Kopftuch ist ein Symbol, es spricht für sich. Wenn man in einen Laden geht, hängt dort an einer Stange mehrmals das gleiche T-Shirt. Während sie noch hängen, sehen sie alle identisch aus, aber getragen können sie einen ganz anderen Eindruck machen – je nachdem wie sie kombiniert werden oder wie man darin auftritt. Es ist ein ganz normales Kleidungsstück – bis jemand entscheidet, dass es das nicht ist. Bei einem Kopftuch ist das anders. Egal wie man es kombiniert, es wirkt immer gleich und das Statement ist immer dasselbe: Hallo, ich bin eine Muslima. Schließlich gibt es bei uns im Westen keinen anderen Grund dafür eins zu tragen. Das hört sich meiner Meinung nach dann aber sehr nach einem Glaubensstatement an. 

Dass es hier in Deutschland keine Bekleidungsvorschriften gibt, könnte man gerne Mal den jungen Frauen erklären, die einem der vielen Ehrenmorde zu Opfer gefallen sind, weil ihre Kleidung zu westlich und nicht züchtig genug war. Selbst wenn man es freiwillig trägt, tut man das bewusst, wobei ich garnicht von „man“ sprechen kann – denn das Kopftuch wird nicht von jedem, sondern nur von Frauen getragen. Nicht nur Kopftücher sondern auch Burkas sieht man auf der Straße immer häufiger, was vor allem im Sommer immer den gleichen Anblick bietet: Während der Mann vorne weg läuft und in seinen (äußerst westlich aussehenden) Marken-Shorts und T-Shirt garnicht mehr zu wissen scheint, was er sich sonst noch ausziehen soll, rennt die Frau ihm – komplett in einen schwarzen Schleier gehüllt – wie ein Schatten hinterher. Meistens hat sie mindestens ein Kind an der Hand. Spätestens wenn es sich bei diesem Kind um ein Tochter handelt, sieht man wie unterdrückt die Mutter wirklich ist. Denn ich habe noch nie ein kleines Mädchen aus dem muslimischen Kulturkreis gesehen, dass nicht mindestens eine rosa Propellerschleife im aufwendig geflochtenen Haar getragen hat, mit passendem Tütü, bunten Strumpfhosen und allem was die Kinderabteilung bei C&A noch so hergibt. Wenn man sieht, wie viel Aufwand dieses Mütter für ihre Kinder betreiben, kann man unmöglich denken, dass sie sich selbst freiwillig so zurichten. Vor allem wenn man daran denkt, dass das Mädchen nur noch ein paar Jahre lang gesehen werden darf – bis sie zur Frau und damit zum Zweitschatten ihres Mannes wird. Am Schleier ist nichts Schönes was man hervorheben kann, es ist das genaue Gegenteil. Die Frauen müssen sich verstecken, sie sollen nicht schön sein, sondern unsichtbar.

2 Antworten

  1. Freiheitsritter sagt:

    Sehr fachfräuisch erklärt! 😂

  2. nordseeschwalbe sagt:

    Das Kopftuch ist ein Unterdrückungsinstrument, nichts weiter.
    Ich empfehle zum Thema diesen leider immer noch aktuellen Artikel:
    https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gastbeitrag-von-samuel-schirmbeck-zum-muslimischen-frauenbild-14007010.html