Chabos wissen wer der Wegner ist
Von Willi Weissfuß | Der Wahlkampf in Berlin hat begonnen. Die CDU möchte den Bürgermeister stellen. Kai Wegner soll er heißen, 50 Jahre alt und ein Vorreiter im Kampf gegen Clankriminalität. Zumindest inszeniert er sich als solch einer. Ob sich Remmo, Abou-Chaker und Co unter einem Bürgermeister Wegner, welcher schwarz-grün präferiert, fürchten müssen wird sich, vielleicht, noch zeigen. Doch mit dem Thema Clankriminalität Wahlkampf zu machen ist ein Markenkern der Berliner CDU. 2020 stellte Wegner seinen Aktionsplan Clankriminalität öffentlichkeitswirksam vor. Die CDU mietete sich einen Lamborghini, verzierte diesen mit Einschusslöchern, und hielt eine Pressekonferenz ab. Der Slogan der Aktion war: „Kriminelle gehören auf Netflix, nicht auf Berlins Straßen“. Dieser Slogan klingt zwar „fresh“ doch ob diese Inszenierung zu einer konservativen Partei passt ist fraglich.
Die CDU und der Rapper mit Clanhintergrund
Der erste Rapper mit CDU Erfahrung ist der Integrationsbambi Gewinner Bushido. Bushido hat 2012 ein Praktikum beim konservativen, Merkelkritischen Bundestagsabgeordneten Christian Freiherr von Stetten gemacht. Das Praktikum ging eine Woche und hat zu großer medialen Aufmerksamkeit geführt. Ob das Praktikum Bushido etwas gebracht hat ist fraglich. Möglicherweise hat Bushido seine politischen Eindrücke und Erfahrungen im 2013 erschienen Song Stress ohne Grund verarbeitet. Zeilen wie „Ich schieß‘ auf Claudia Roth und sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz“ können darauf schließen lassen. Schon zum damaligen Zeitpunkt war Anis Ferchichi, wie Bushido mit bürgerlichem Namen heißt, Mitglied des Abou-Chaker-Clans. Man kann Bushidos Arbeitgeber im Bundestag und der CDU natürlich eine Integrationsabsicht eines Clan Mitglieds zugestehen, dennoch wird Bushido wahrscheinlich das einzige Abou-Chaker-Mitglied sein welches jemals den Bundestag von innen sehen wird. Dank der CDU.
Die CDU und der Haftbefehl
Bei der anstehenden Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl in Berlin wirbt die CDU mit dem Slogan „Was kriminelle bald häufiger hören: Haftbefehl“. Haftbefehl ist dabei eine gezielte lyrische Doppeldeutigkeit. Neben dem klassischen, vom Rechtsstaat ausgeführten Haftbefehl gibt es auch noch den Rapper „Haftbefehl“. Er ist jedoch ein Rapper ohne Integrationsbambi. Dass ein Enkel mit seiner Oma durch Berlin spaziert und im Anblick eines CDU Wahlplakats seine Bluetoothbox aus dem Rucksack holt und Haftbefehl anmacht wird vielleicht den ein oder anderen CDU-Wähler verschrecken. Warum? Haftbefehl ist ein klassischer Assi-Rapper. Ein Rapper der über klassische Themen wie zum Beispiel Drogen oder Gewalt rappt, aber immerhin nicht zu einem Clan gehört. Doch seine Texte über Drogen und Gewalt sind genau das was die CDU bekämpfen möchte. Ein Haftbefehl-Fan gehört meist nicht zum klassischen CDU Milieu. Vor ein paar Jahren wäre es eher noch vorstellbar gewesen, dass die CDU ein Haftbefehl Verbot fordert anstatt mit Haftbefehl zu werben.
Schließlich ist Haftbefehl ein echter, vorbestrafter, Verbrecher oder neudeutsch Gangster. Er gab sich seinen Namen aufgrund eines gegen Ihn ausgestellten Haftbefehls. Im Vergleich zu Aykut Anhan, wie Haftbefehl mit bürgerlichem Namen heißt, wirkt der Spitzenkandidat der CDU eher wie MC Bußgeldbescheid. Ob die Anbiederung der CDU an die coole Jugend erfolgreich sein wird wird sich zeigen. Laut repräsentativer Wahlstatistik hat die CDU bei der Wahl 2021 bei den jungen Menschen Stimmen verloren während sie bei den älteren Stimmen gewannen. Das CDU-Klientel hört eher Schlager als Rap.
Rap in die Politk!
Vielleicht sollte Kai Wegner alias MC Bußgeldbescheid im Wahlkampf noch einen musikalischen Disstrack gegen rot-rot-grün verfassen. Alternativ kann auch der Hit „Clanchef im Halteverbot“ von MC Bußgeldbescheid feat Haftbefehl ein Erfolg werden. Das Politiker anfangen zu rappen, um Inhalte ans Wahlvolk zu bringen ist übrigen nicht neu.
Der wohl erfolgreichste Rapper mit politischen Ambitionen ist der ehemalige Österreichische Vizekanzler HC Strache. Strache hat in seiner Karriere mehrere Rap-Songs in Wahlkämpfen veröffentlicht und wer weiß ob er ohne die Ibiza-Affäre noch weiter gerappt hätte. Ob jedoch ein Kai Wegner alias MC Bußgeldbescheid eine Karriere im Rap startet bleibt abzuwarten. Der Berliner CDU ist in diesem Wahlkampf alles zuzutrauen.
Krass Alter, was ist das denn?! 😅
Irgendwie aber auch witzig – nur dass die CDU, um es mit Ekel Alfred zu sagen, einfach Probleme mit dem Witzigsein hat…
Schöner Artikel!