Anti-Rassismus-Seminar statt mündlicher Abiprüfung
Von Anna Graalfs | Seit einem Jahr gibt es an meiner Schule ein Anti-Rassismus-Seminar für die Oberstufe. Ich bin jetzt in der 10. Klasse und bis zu den Kurswahlen diesen Februar hatte ich noch nie davon gehört. Was macht man in diesem Seminar? Erst habe ich gedacht, dass vielleicht das Sklaverei-Dilemma im Amerikanischen Bürgerkrieg oder die Apartheid in den USA in den 1960ern behandelt werden. Sozusagen als kleiner Zusatz zum regulären Geschichtsunterricht, in dem zumindest bei mir solche Themen nicht vorgekommen sind. Doch nichts da: Das ANTI-Rassismus-Seminar soll ganz „gegenwarts-” und „realitätsbezogen” sein. Heutzutage reicht es eben nicht mehr, kein Rassist zu sein, man muss schon ANTI-Rassist sein. Ich habe mich mal informiert: Wirklich gelehrt werden soll in dem Kurs anscheinend nichts, der Fokus liegt auf dem Diskutieren. Wenn ich im Hinterkopf habe, dass die Lehrerin stets beim Sprechen gendert und die Schüler, die diesen Kurs besuchen, auf jeder möglichen Plattform ihre Pronomen in ihrer Bio stehen haben, kann ich mir schon denken, wie sehr diese „Diskussion” nach links verschoben sein wird.
Diskussionsthemen wie bei der Grünen Jugend
Das zeigt sich auch in den angekündigten Themen: Warum Dreadlocks-Tragen (oder andere, afrikanische Frisuren) von weißen Personen Cultural Appropriation ist, warum die Auswahl an Make-Up-Farben im Rossmann von Buxtehude strukturell rassistisch ist und warum es Pflaster eigentlich auch in dunkleren Nuancen geben sollte, statt nur in Hautfarbe. HALT, das darf man natürlich nicht sagen – ich korrigiere mich – es heißt neuerdings „Schweinchenfarbe” oder „lachsfarben”. All diese Themen werden im Seminarkurs erarbeitet und dabei wird fleißig recherchiert. Ich möchte nicht zu sehr von Vorurteilen geprägt sein, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Lehrerin, nennen wir sie hier einfach mal Frau Korrekt, nicht einmal Fragen stellen wird wie: „Denken Sie die geringe Make-Up Farbenauswahl kann man irgendwo als rassistisch bezeichnen?” Frau Korrekts Fragen werden wohl eher so klingen: „Können Sie sich denn vorstellen, warum es strukturell rassistisch ist, dass es hier nur so eine geringe Make-Up Farbenauswahl gibt?” Danach folgt eine spannende Debatte, bei dem der Meinungskorridor mal wieder so eng wie eine Flugzeugtoilette ist. Fertige Recherchearbeiten werden gegen Ende des Schuljahres dann in den Schulgängen ausgestellt, damit auch 5. Klässler ihren moralischen Horizont erweitern können.
Mit dem Kurs lässt sich eine Abiprüfung ersetzen
Doch jetzt kommt das allerbeste: abgeschlossene Seminarkurse können dir eine der zwei mündlichen Abiturprüfungen in Baden-Württemberg ersetzen! Das ist wohl auch der Grund, warum sich so viele für das Anti-Rassismus-Gedöns eingeschrieben haben. Ich habe mal gezählt: etwas mehr als ein Viertel meiner Stufe möchte sich eine Prüfung sparen, ähh Anti-Rassist werden. Dabei gibt es sogar noch einen zweiten Kurs, mit dem man eine mündliche Abiprüfung ersetzen kann. Das Problem ist nur: Wer auch immer für diesen Kurs zuständig ist, er hat sich wohl mit Absicht das langweiligste Thema der Schulgeschichte ausgesucht: Numismatik, die Wissenschaft von Münzen. Sogar ich, als History-Lover und Geschichts-LK-Wähler, könnte bei diesem Unterricht nur mit mehreren Kaffees intus wachbleiben. Der Kurs kommt jetzt wahrscheinlich mit knapp 9 Schülern doch zustande, ein kleiner Trost für den armen Lehrer, dessen Philosophiekurs von satten drei Leuten gewählt wurde. Aber mit dem Anti-Rassismus-Seminar scheint alles glatt zu laufen!
Eine 40-seitige Ausarbeitung ist Pflicht
Einen Haken hat die Sache allerdings: Die drei Stunden Unterricht fallen mit großer Sicherheit immer in die Abendstunden, wenn man schon fix und fertig von seinem Tag ist. Außerdem lassen sich das Deutsch- und Matheabi nicht mit dem Seminar ersetzen. So weit sind wir dann doch noch nicht. Und der noch größere Haken: Der Seminarkurs nimmt zwar nur die elfte Klasse in Anspruch, aber er endet mit einer 40-seitigen individuellen Ausarbeitung über ein selbstgewähltes Rassismus-Thema. Die wahre Hölle für alle Deutsch-Hasser! Auf der anderen Seite kann man sich ja einfach ein bisschen über den Begriff „Schwarzer” oder „Dunkelhäutiger” aufregen… Frau Korrekt wird man damit sicherlich beeindrucken können. Schwänzen geht auch nicht: Die Fehlstunden werden streng gezählt. Es kann ja nicht sein, dass dir das mündliche Abi geschenkt wird, wenn du bei den Seminaren nicht einmal anwesend warst. Und gut, abgesehen davon, ein bisschen mehr linke Meinungsmache im Unterricht schadet nie…
Dennoch ist insgesamt ziemlich klar, warum das Anti-Rassismus-Seminar so viel Erfolg hat. Für alle Blitzmerker: am Interesse meiner Mitschüler an dem Thema liegt es nicht! Aber wenn du ohnehin schon ein ach so rebellischer Teenager bist, der sich sehr gerne täglich auf Woke-TikTok begibt, umso besser! In Zukunft kannst du deine Social-Justice-Warrior-Aktivitäten auch im Unterricht vollbringen.
Das ist der Versuch der Indoktrination grün-linker Weltsicht und am Ende steht eine Gesinnungs-, eine Haltungsprüfung. Das gab es zuletzt in der DDR bei uns, davor bei den Nazis und heute besonders gekonnt in Nordkorea.
Bleibt die Hoffnung, dass die Eltern und einige unabhängig denkende Lehrer den Mitschülern, die sich dieses Seminar antun, kritisches und eigenständiges Denken vermittelt haben.
Ich würde da gerne mitdiskutieren und den Humbug ad absurdum führen.
Erinnert stark an dass Fach Staatsbürgerkunde in der DDR, in der man lehnte wer der Klassenfeind ist, warum der Sozialismus über den Kapitalismus siegen wird und wie man ein aufrichtiger Kommunist wird.
Schön wäre es, wenn sich mal ein Schwarzer ins Seminar setzen und Klartext reden würde: nämlich, dass es strukturellen Rassismus nicht gibt und er sich auch sonst nicht weiter benachteiligt fühlt. Vielleicht würde das helfen …