Angriff auf Rushdie und die Meinungsfreiheit
Von Sven Verst | Bei einer Veranstaltung am 12. August 2022 wird Salman Rushdie Opfer eines versuchten Mordes. Rushdie wurde 1947 im heutigen Mumbai in eine muslimische Familie geboren. Als Kind aus wohlhabender Familie wurde Rushdie zur Schule nach England geschickt, wo er auch später studierte. Er hat einen Sohn aus seiner ersten Ehe. Mit dem Buch Mitternachtskinder gelang ihm im Jahr 1981 der internationale Durchbruch. Er erhielt für seine Werke mehrere Auszeichnungen, darunter der Booker Prize im Jahr 1891 und zuletzt den Welt-Literaturpreis 2019. Viele seine Bücher wurden auch auf Deutsch übersetzt, erfreuen sich also internationaler Bekanntheit.
Für sein Werk Die satanistischen Verse erließ der iranische Ayatollah Khomeini eine Fatwa mit der er alle Muslime aufrief Rushdie zu töten. Allerdings stellten sich Regierungen anderen muslimischen Länder gegen dieses „Urteil“. Mittlerweile gibt es ein Kopfgeld von $4 Millionen auf Rushdie. Trotz des Todesurteils veröffentlichte Rushdie weiterhin Bücher und trat bei Veranstaltungen auf. So auch am 12. August 2022.
Eigentlich wollte er in Chautauqua, New York einen Vortrag vor Hunderten Menschen halten. Doch dann stürmte ein junger Mann auf die Bühne und stach auf mehrmals auf ihn ein. Verletzt wurde Rushdie an Hals, Gesicht, Arm und der Leber. Nach einer Notoperation ist seine derzeitige Situation unklar. Durch die Einstiche gibt es jedoch laut der New York Times durchtrennte Nervenstränge in einem Arm sowie die Sorge, dass er ein Auge verliert. Der 24-jährige Angreifer Hadi M. aus New Jersey ist Sohn von libanesischen Emigranten.
Die Mutter des Angreifers hat sich zudem auch von ihrem Sohn distanziert und spricht von einer Radikalisierung, welche bei einem Besuch im Libanon stattgefunden haben soll. Er selber hat seine Tat gestanden und befindet sich weiterhin in Haft. Regierungstreue Medien im Iran sowie Muslime auf Twitter und anderen sozialen Netzwerken begrüßten den gescheiterten Mordversuch. Aus der westlichen Welt folgten die bekannten Solidaritätsbekenntnisse sowie Entsetzen.
Rushdie ist einer von wenigen Kritikern des politischen Islams. Aber einer der vielen Kritiker, welche Morddrohungen oder sogar Opfer von Gewalt wurden. In Deutschland hält derzeit Michael Stürzenberger wieder Kundgebungen in Großstädten ab. Diese lassen sich im Livestream verfolgen, was ungemütlich für einige Gegenredner wird. Denn immer wieder kommt es zu Drohungen oder Menschen äußern sich Hitlerverherrlichend und Holocaustbefürwortend. Am 20. August 2022 wurden er und sein Kameramann vor Beginn der Kundgebung mit Pfefferspray angegriffen. Gegen 20 Uhr folgte ein weiterer Angriff, er befindet sich derzeit im Krankenhaus.
Bekannt in den Niederlanden sind Theo van Gogh und Ayaan Hirsi Ali, welche mittlerweile internationale Bekanntheit erreicht hat. Van Gogh wurde 2004 von einem Islamisten ermordet, an seiner Leiche befand sich ein Drohbrief an Ali. Nun im Visier ist u.a. der umstrittene niederländische Politiker Geert Wilders, der nach dem Mordversuch auf Rushdie erneut zahllose Morddrohungen erhalten hat. Unter anderem wurde von einem pakistanischen Mann, der sich auf Twitter als PMLN-Politiker ausgab, ein $20 Millionen Kopfgeld auf Wilders ausgesetzt. Der wohl bekannteste Fall ist der Anschlag auf die französische Zeitung Charlie Hebdo, nachdem sie eine Karikatur des Propheten Muhammed herausgegeben hatte. So gehört auch der Mordversuch an Rushdie zu einer Reihe von Warnungen an ein Westeuropa, welches lieber die Augen verschließt, als sich seinen Problemen zu stellen. Aber Rushdie lebt, schenken wir ihm also Gehör, bevor es zu spät ist.
Bildquelle: Wikimedia Commons via CC-BY-2.0
Vielen Dank für diesen Text. Das Medienecho auf diesen Mordversuch ist leider viel zu lasch. Wo leben wir eigentlich, dass Menschen wie Hamed Abdel-Samad oder Seyran Ates ihres Lebens nicht mehr sicher sein können? Wie kann es sein, dass der Westen einen „Deal“ mit den Menschenschlächtern im Iran abschließt? Wo ist denn der „Aufstand der Anständigen“, wenn im Namen des Propheten gemordet wird? Mein Gott, wie viel falsche Toleranz sollen wir diesen mittelalterlichen Elendsgestalten denn noch entgegenbringen?