And the Winner is: Diversity und Ekel-Sexszenen. Kunstmensch Kim de l’Horizon gewinnt den deutschen Buchpreis

Von Elena Klagges | Am Montag wurde in Frankfurt der Deutsche Buchpreis 2022 verliehen. Der/Die/Das Gewinner*(in) ist Kim de l’Horizon für das Buch ,,Blutbuch’’. (Der Name ist natürlich ein Pseudonym – falls hier jemand auf dem Schlauch steht). Es ist im DuMont Verlag erschienen, wird als autofiktive Biographie und Familiengeschichte für rund 24€ verkauft und hat viel Diskussion in der Literaturszene und in den sozialen Medien ausgelöst.
Vorweg gebe ich ganz ehrlich zu: Ich habe den Roman nicht gelesen. Mir ist schon nach dem ersten Überfliegen einiger Textpassagen bereits im Vorhinein die Leselust an diesem Werk derart vergangen, dass ich keine weitere Sekunde mit diesem Buch verbringen wollte. Kostprobe gefällig? ,,Ich spüre meinen Körper nur, wenn ich ihn fortgebe, wenn ich ihn anderen anbiete, jemensch in mich eindringt, die selbst errichteten Grenzen meines Körpers durchdringt und sich dahinter hinterlässt. Ich habe nicht das Bedürfnis, Schwänze in mir zu spüren, ich habe das Bedürfnis, mich (sic!) zu spüren […]’’. Also ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber für mich ist das eine sprachliche Vergewaltigung, in dessen Vergleich der erotische Liebesroman ,,Fifty Shades of Grey’’ von E. L. James wie ein Goethe oder Schiller dasteht.
Wer die Lobhudelei liest, kriegt Kopfschmerzen
Doch die „Kunstszene“ sieht das offenbar anders. Sie hat Kim de l’Horizon mit Lob und Applaus überschüttet. Das Buch spiegele mit einer enormen Diversität an Sprachbildern den Pluralismus der Gesellschaft wider. So deutet schon der Titel ,,Blutbuch’’ eine familiäre Herkunftsgeschichte an. Die Blutbuche ist nämlich eine Mutation der Rotbuche, beides imposante Bäume aus der Familie der Fagaceae und Grundlage für das (angeblich anspruchsvollste) dritte Kapitel über ihre Naturgeschichte und das Phänomen der Stammbäume.
Kriegt ihr auch Kopfschmerzen, wenn ihr sowas lest? Aber es ist leider noch nicht vorbei: Außerdem transferiere die Metapher der Großmutter als ,,Großmeer’’, aus dem sich das Kind als kleiner Fisch freischwimmt und im Verlauf der Geschichte sein freies ,,Ich’’ sucht, die – sehr langsam und komplexe – Loslösung von der hetero-normativen und dualistischen Geschlechterordnung. AHHHH, MIGRÄNE!
Falls hier jemand aus Hintertutzigen kommt und kein Wort von dem versteht, was ich hier wiedergebe: Kim versteht sich als sogenannter „non-binärer“ Mensch und hat über zwölf Jahre an diesem Debüt-Roman gearbeitet. Er/sie/es (das passende Pronomen hat Kim noch nicht mitgeliefert) ist schweizer Staatsbürger und hat neben Film- und Theaterwissenschaften in Zürich auch Germanistik (!) und Literarisches Schreiben an dem Literaturinstitut in Biel studiert. Auftreten tut diese Person äußerlich als Mann im Frauenkostüm, sehr akkurat und (to be fair) fast beneidenswert gut geschminkt.
Und dann rasierte er sich auch noch bei der Preisverleihung die Haare ab
Die Jury begründete ihre Entscheidung mit den Worten: ,,Mit einer enormen kreativen Energie sucht die non-binäre Erzählfigur in Kim de l’Horizons Roman „Blutbuch“ nach einer eigenen Sprache. Welche Narrative gibt es für einen Körper, der sich den herkömmlichen Vorstellungen von Geschlecht entzieht? […] Jeder Sprachversuch, von der plastischen Szene bis zum essayartigen Memoir, entfaltet eine Dringlichkeit und literarische Innovationskraft, von der sich die Jury provozieren und begeistern ließ.“
Doch damit nicht genug. Bei der Preisverleihung rasierte sich Kim plötzlich auch die Haare mit einem aus der Silbertasche herbeigezauberten Rasierer ab (bei der Google-Info heißt es, Kim habe auch Hexerei studiert), um wohl Solidarität mit den iranischen Frauen zu zeigen. Denn – so denkt er/sie/es wohl – nicht nur Frauen sollten das Recht haben, sich mit den iranischen Frauen durch die Haarschneide-Aktion zu solidarisieren. (Wie kann man nur so ekelhaft egozentriert sein).
Ich habe den Eindruck, dass der Deutsche Buchpreis 2022 nicht für literarische Leistung, sondern für woke Symbolpolitik im Zeichen der genderfluiden Toleranz verliehen wurde, bei der die Zugehörigkeit zu einer Minderheit als Qualitätsmerkmal gilt. Diese skandalöse Entscheidung wird für den sowieso schon angeschlagenen Buchhandel mit Blick auf die langsam näher kommende Weihnachtszeit kein Geschenk gewesen sein.
Na ja, Schönheit geht anders. Aber bald wird dieser Mist eh weg sein, das ist der Trost.