Agrarwende ins Nichts

Von Katharina Benjamine | In diesem Jahr sind die Ernten unterdurchschnittlich ausgefallen – und das könnte unsere Essensversorgung erheblich reduziert. Dabei ist jedoch nicht nur das Wetter oder die “Klimakrise” Schuld: Denn die Politik spielt „Schiffe versenken“ mit den deutschen Landwirten. “Für die Umwelt” und “die Rettung des Klimas” wurde die sogenannte Agrarwende ins Rollen gebracht. Diese Ökologisierung der Landwirtschaft hat aber bestimmte Folgen für die Landwirte und schließlich auch für jeden Bürger. In Europa gibt es seit 1962 die gemeinsame Agrarpolitik (GAP), welche die Rahmenbedingungen und Gesetze für die Landwirtschaft in der EU festlegt. Diese werden in Strategieplänen vorgelegt und sollen so umgesetzt werden. Aber zu welchen Kosten?
Ich selbst bin auf einer Landwirtschaft aufgewachsen. Dort lernt man automatisch eine Wertschätzung für das Essen, weil man weiß, wie es auf den Teller kommt. Ich kann mich an viele Gespräche erinnern, in denen erwähnt wurde, welche Betriebe mal wieder aufgegeben werden mussten, aber auch an die Wut gegenüber Menschen, die ohne Erlaubnis in die Ställe geschaut haben, ob auch kein Tier gequält wird. Diese Ahnungslosigkeit ist nicht strafbar, aber aus ihr heraus Entscheidungen zu treffen sollte es fast sein.
Denn ahnungslos sind auch die zuständigen Stellen in der Politik. Über Düngeverordnungen, Tierschutzauflagen oder die Stilllegung ganzer Flächen scheinen sie keine Grenzen zu kennen. Die bodennahe Gülleausbringung zum Beispiel soll mit Schleppschlauchsystem ausgeführt werden, weil Nitrat im Grundwasser sein soll – für kleine Betriebe eine unfassbar kostspielige Anschaffung. Nicht die einzigen Kosten, die auf Landwirte zukommen, denn auch der Dünger oder die Pestizide kosten Geld. Wenn diese nicht wirklich gebraucht werden würden, würden die Landwirte sie sicher nicht benutzen. Ein Bio-Betrieb auf der schwäbischen Alb hat einen ganzen Acker, der schimmelt, weil er nicht wie konventionelle Landwirte Pflanzenschutzmittel benutzen kann – so viel zur Qualität. Daran kann man erkennen, dass das alles einen Sinn hat und das alles für einen sehr kleinen Gewinn, da die Konkurrenz im Ausland definitiv kostengünstiger produzieren kann.
Durch die Inflation braucht man sich demnächst auch nicht mehr über Billiglebensmittel beschweren – die Kostenexplosion wird dem verhassten Billig-Mett oder erschwinglichen Kartoffeln ohnehin den Gar ausmachen. Vor diesem Hintergrund ist auch die 4% Flächenstilllegung keine gute Idee. Angesichts der schlechten Ernte in Deutschland und der Ernte, die aus der Ukraine und Russland wegfallen, werden bestimmte Produkte bei uns knapp werden. Europas fruchtbaren Boden trotz einer drohenden Hungerkatastrophe in anderen Ländern also nicht zu bewirtschaften, ist nicht empfehlenswert und wurde deswegen auch verschoben – leider aber nicht aufgehoben.
Auch die Tierschutzauflagen machen es dem ein oder anderen Landwirt schwer. Ob nun neuere, größere Ställe, die sehr viel Geld kosten, oder der geschützte Wolf, der auf den Feldern die Tiere reißt. Dem Grünen Chef des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, scheint nur ein Tier besonders am Herzen zu liegen – die Kuh. Aber diese stoßt zu viel Methan aus und deswegen möchte Messner eine Furz-Steuer. Ein Zeichen ihn nicht so ernst zu nehmen. Vielleicht brauchen sie mal wieder Urlaub – wie wäre es mit Ferien auf dem Bauernhof?