40.000 Seiten Wahlprotokolle und Ärger mit der Präsidentin des Berliner Verfassungsgerichts

Von Larissa Fußer | Ich kam direkt von der Uni mit dem Auto angedüst. Während ich eine Baustelle nach der anderen slalomartig durchfuhr, ging ich in Gedanken die Anweisungen durch, die ich gerade noch von meinen Apollo-Kollegen bekommen hatte: „Du musst den Hintereingang nehmen“, hatten sie gesagt. „Dann kommst du in eine Schleuse, in der sie dich einmal durchleuchten. Sie werden dich fragen, was du hier willst. Dann sagst du deinen Namen und dass du zur Sichtung der Wahlunterlagen der Berlin-Wahl angemeldet bist“. Ich parkte mein Auto und spürte mein Herz schneller schlagen. Vor mir stand das riesige Gebäude des Berliner Verfassungsgerichts. Unwillkürlich guckte ich an mir herunter – ob die mich mit einem kurzen Kleid überhaupt hereinlassen? Ach was, bei „Drei Engel für Charlie“ kommen die drei Agentinnen ja auch mit hautengen Outfits überall rein, dachte ich mir und schmunzelte. Mir kam das alles surreal vor. Wir zehn Apollos spazieren jetzt also einfach ins Verfassungsgericht hinein und gucken uns als erste Menschen überhaupt die Unterlagen zur verpfuschten Berlin-Wahl an. Das können wir mal unseren Kindern erzählen.
Als ich den Hintereingang gefunden hatte, richtete ich mich auf und atmete tief ein. Mit ernster Miene schritt ich durch die Tür, stellte mich in die angekündigte Schleuse und stand plötzlich vor drei Männern vom Gorilla-Typ, die mich streng beäugten. „Mein Name ist Larissa Fußer, ich bin angemeldet“, sagte ich und versuche dabei möglichst gelassen zu wirken. Der Obergorilla baute sich vor mir auf, kniff die Augen zusammen und murrte schließlich: „Madame, hier gilt immer noch Maskenpflicht“. Mir fiel ein Stein vom Herzen. „Ach so! Na das wusste ich ja nicht, tut mir sehr leid“, säuselte ich und kramte eine fusslige OP-Maske aus meiner Tasche. Sobald ich sie aufgesetzt hatte, war plötzlich Frieden und ich durfte passieren.
Die Tür führte mich in eine riesige Eingangshalle, die das Setting für sämtliche Gerichtsserien hätte sein können. Über mehrere Etagen erstreckte sich ein symmetrisch angelegtes Arrangement aus Treppen und Balkonen aus weißem Stein. Hier und da waren Säulen angebracht, die Lampen waren von Stuck umsäumt. Es war kühl und leise – der Geruch erinnerte mich an Bibliothek. Inmitten der großen Aufgangstreppe stand mein Apollo-Kollege Jerome. Er grüßte mich und lief schnellen Schrittes los – es begann eine Labyrinthwanderung durch mehrere Stockwerke, Nebengänge und Torbögen. Ich kam kaum hinterher, so schnell wand sich Jerome durch die verzweigten Flure. Schließlich standen wir von einer schweren Holztür im Hintergang des Hinterflügels und mein Kollege drückte die Klinke mit einer Leichtigkeit, als würde er sein Wohnzimmerbetreten. Kein Wunder – Jerome steckte hier schon seit Tagen seine Nase in die Akten. Hinter der Tür verbarg sich, so schien mir, die letzte Hürde vor dem gesuchten goldenen Zimmer. Zwei Sekretärinnen blickten mich hinter FFP2-Masken skeptisch an – und schwiegen. „Hallo, ich bin Larissa Fußer, ich bin angemeldet, um die Wahlunterlagen einzusehen“, sagte ich wieder bemüht lässig. „Ausweis bitte“, murrte eine der Damen hinter dem Schreibtisch. Ich zeigte meinen Perso, die Sekretärin hakte auf einem Zettel etwas ab und zeigte dann tatsächlich auf eine offene Tür links im Zimmer, aus der bereits bekannte Stimmen zu hören waren.



Und da saßen sie dann, meine Apollo-Kollegen. An großen Tischen, die im Kreis angeordnet waren. Vor Ihnen kistenweise Aktenordner und einzelne Wahlprotokolle. Die Fenster waren aufgerissen, von draußen schien die Maisonne herein. Doch drinnen herrschte aufgeregte Arbeitsatmosphäre, ich wurde kurz gegrüßt, doch dann vertieften sich alle wieder in ihre Akten. Max schritt derweil durch den Raum und telefonierte im bestimmten Journalisten-Tonfall. Ich ging zu Pauline, die gerade angestrengt einen Batzen Wahlprotokolle aus einer Bierkiste heraus hievte. „Das sind die Dokumente aus Kreuzberg!“, stöhnte sie und lachte. Natürlich war Kreuzberg der einzige Bezirk, der es offenbar nicht für nötig gehalten hatte, vielleicht lieber einen Umzugskarton statt einen Alkoholkiste für die Unterlagen zu verwenden. Aktenordner waren wohl auch zu bürgerlich – die Protokolle wurden einfach lose in die Kiste geschmissen. Vermutlich hatten die Wahlhelfer die Hoffnung gehabt, sie nie nie nie wieder sehen zu müssen. Aufgebracht und ein bisschen aufgeregt erzählte Pauline mir: „Die haben echt fast überall die falschen Stimmzettel gehabt! Auch bei uns um die Ecke in den Wahllokalen haben sie einfach Stimmzettel aus Charlottenburg an die Leute verteilt und sie damit wählen lassen, bis der Fehler aufgefallen ist. Dann wurden alle bisher abgegeben Stimmen für ungültig erklärt.“ Pauline und ich hatten beide in Kreuzberg gewählt. „Bist du dir sicher, dass du den richtigen Stimmzettel hattest?“, fragte sie mich. „Ich glaube schon“, sagte ich – war mir bei genauer Überlegung aber gar nicht so sicher. Immerhin hatte ich vier Zettel auf einmal in meiner kleinen Wahlkabine vor mir ausgebreitet und nicht groß überlegt, wen oder was ich wählen sollte.
Elisa und Jerome waren derweil konzentriert dabei, die Dokumente anderer Bezirke zu durchforsten. Akribisch inspizierten und fotografierten die beiden ein Blatt nach dem anderen. Dabei sahen sie aus, als hätten sie nie einen anderen Job gemacht. Elisa scherzte: „Das ist ja wie in einer großen Anwaltskanzlei hier. Und wir sind die schicken Anwaltsgehilfen mit Anzug und Kostüm!“. Doch leider hielt die gute Stimmung nicht lange an. Nach ein paar Stunden platze plötzlich eine Frau herein, die sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin Präsidentin des Berliner Verfassungsgerichtshofs, Ludgera Selting, vorstellte. Wutentbrannt schnauzte sie unser kleines Team an, dass die Präsidentin mitbekomme habe, dass wir die Vorgänge am Wahltag aus den Akten bei TE öffentlich machen, und nun „sehr irritiert“ sei. Man prüfe sogar rechtliche Schritte, wurde uns entgegen geknallt. Für die verbleibende Zeit durften wir unsere freiwillige Recherchearbeit also unter den Augen von mehreren Mitarbeitern des Gerichts weiterführen, die jede unserer Bewegungen akribisch überwachten. Als krönender Abschluss der Einschüchterung kam dann die Präsidentin selbst noch einmal bei uns vorbei und fuhr die gesammelte Mannschaft an, was man sich hier erlaube, und dass das ja „unglaubliche Vorfälle“ seien. Tja, liebe Präsidentin, diese „Vorfälle“ nennt man Journalismus.
Meinen großen Dank an das Apollo-Team. Wer hätte gedacht, dass zu dieser Chaos-Wahl nochmal irgendwas zu Tage kommen würde!
Tolle Aktion, die hoffentlich von Erfolg gekrönt sein wird. Diese Vorgänge sind unglaublich, Politik, Verwaltung und auch Justiz haben zu erkennen, dass nicht mehr alles einfach hingenommen wird. Respekt allen Beteiligten!
Es ist doch schon lange klar, dass die Gerichte aller Stationen nicht mehr unparteiisch richten dürfen. Deshalb auch dieses Vorgehen der Richterin. Zu den Wahlen in Deutschland, ihr glaubt doch nicht wirklich, dass die Wahlen hier noch normal verlaufen. Ich sagte schon vor einigen Jahren, dass die manipuliert werden. Welch normaler Mensch, wählt wieder eine Partei, die in vier Jahren nur
Mist produziert hat? Man kann draußen reden, mit wem man will, alle sind sie unzufrieden und dass etwas passieren muss. Und trotzdem kommen solche Ergebnisse zustande? Es ist doch schon lange nicht mehr der Fall, dass hier in Deutschland die
Wahlen regulär ablaufen. Die Ergebnisse stehen doch schon lange vorher fest. Diese Altparteien schieben sich die Regierung hin und her zu. Das da die CDU/CSU, die meisten Regierungszeiten haben, hängt mit den Anhängern zusammen. Die CDU/CSU haben seit eh her die meisten Anhänger gehabt. Dem ganzen Rest, ist es eh egal, wo sonst bekommt soviel Geld mit jährlicher Erhöhung? Es wird nach den Wahlen, noch ein wenig filmreif gejammert und gemosert und dann ist wieder alles gut. Das Problem sind die Deutschen, Sie sind zu schwerfällig, glauben und vertrauen der
Regierung bis ins Verderben. Die Menschen in der früheren DDR haben es nach 40 Jahren endlich in die Hand genommen und den Umsturz herbeigeführt. Ich glaube das Sie es heute nicht noch einmal machen würden, für ein solches Deutschland. Sie kamen gerade erst aus einer Diktatur und wollen nicht gleich wieder in die nächste. Hier muss etwas passieren, das steht fest, nur mit diesen Deutschen, wird man nicht einmal einen Frosch zum Quaken bringen. In diesem Sinne, lasst euch gut gehen und lebt weiter in einem Deutschland wo die Politiker den Menschen auf der Nase rumtanzen, verarschen und belügen ohne Ende. Alles was die Menschen hier zustande bekommen ist einander zu beackern. Die Politiker, lachen nur noch über soviel Dummheit der Deutschen. Sie hetzen das eigene Volk gegeneinander auf und schauen lachend zu. Egal genug geschrieben, doch wird man hier
an den Antworten schon erkennen, was ich meine und aussagen möchte und wollte.
Wer braucht noch Sturmgeschütze, wenn es doch die schnelle Eingreiftruppe gibt! 👌👌👌
„Tja, Frau Präsidentin, diese Vorfälle nennt man Journalismus,“ kann man heute leider viel zu selten sagen bei all dem Desinteresse in den Medien. Und was Ihr da aufgedeckt habt, nennt man „Wahlbetrug.“ Und die Schweigemauer der öffentlich-rechtlichen Medien nennt man „Meinungskartell.“ Sowas gab es bisher nur in Diktaturen und Bananenrepubliken. Willkommen im „Neuen Deutschland.“
Vielen Dank für Eure Fleißarbeit und Unerschrockenheit. Das ist wahrer Journalismus statt Volkserziehung.
Grossartig! Mein danke schoen an Larissa und das gesamte Apollo Team. Ich frage mich warum keine einzige Publikation wie z.B. Spiegel, SZ, etc. eine Nachforschung der Wahl in Berlin fuer noetig hielt. Ich habe mich immer wieder gefragt warum passiert da nichts, und jetzt der Bericht von Larissa. Herzlichen Dank fuer euren investigativen Journalismus wie man ihn in Deutschland seit einiger Zeit nicht mehr kennt.
Super!