Von Sven Justin Verst | Es ist der 3. Oktober, heute ist unser Nationalfeiertag. Wir feiern 32 Jahre deutsche Einheit. Zwar ist die Idee der deutschen Einheit mittlerweile auch schon über 200 Jahre alt, so ist sie doch jung im europäischen Vergleich. In unserem Nachbarland Frankreich macht sich keiner Gedanken über die französische Einheit. Immerhin existiert Frankreich als einheitliches Land bereits deutlich länger. Tatsächlich waren es auch die Franzosen, welche uns die Idee eines geeinten Deutschlands gaben. Denn durch die Befreiungskriege gab es erstmals eine gesamtdeutsche Identität. Auch unsere Flagge mit den Farben Schwarz-Rot-Gold stammt aus dieser Zeit.

Es sind die Helden einer vergangenen Zeit, die damals die Ideen eines geeinten Deutschlands entwickelten. Allen voran die Studenten, genauer die Verbindungsstudenten. Ihre Forderungen waren deutlich: weg mit der Kleinstaaterei und der reaktionären Politik. Allerdings kämpften sie nicht gegen das cisheteronormative Patriarchat, sondern für Freiheit. Bereits 1817 trafen sich dafür Studenten in der Wartburg, ein Fest, das es bis heute gibt. Daraus folgten viele Revolution, welche mit der ersten Nationalversammlung in der Frankfurter Pauluskirche ihren Höhepunkt aber auch Ende fand. Erst 1871 durch die Reichsgründung wurde Deutschland geeint. Die heutigen Verbindungsstudenten, allen voran die Deutsche Burschenschaft sind die Erben jener mutigen Studenten.

Der 3. Oktober hat einen anderen Hintergrund. Die Einigung der zwei deutschen Staaten durch den Beitritt der östlichen Länder in die Bundesrepublik. Die Mauer fiel bereits ein Jahr früher am 9. November 1989. Das deutsche Volk brachte die Mauer zu Fall, eine gelungene Revolution gegen den DDR-Unrechtsstaat. 32 Jahre deutsche Einheit eine deutlich kleinere Einheit als die eigentliche „kleindeutsche Lösung“. Doch es läuft nicht mehr so gut im „besten Deutschland aller Zeiten“. Am einfachsten lässt sich die Lage anhand der Deutschen Bahn erklären. Jahrzehnte lang auf Verschleiß gefahren. Dadurch ergeben sich immer augenscheinlichere Ineffizienzen. Dazu kam eine Fehlentscheidung nach der anderen: Der Euro, offene Grenzen, die Energiewende und drakonische Corona-Maßnahmen sind bloß die Spitze des Eisberges. Getrieben von einer seltsamen Mischung aus Selbsthass und Welt retten, verlor man den Anspruch, Weltklasse zu sein.


Nicht trotz, sondern wegen des Abgrunds, an dem wir uns befinden, müssen wir den Tag der Deutschen Einheit feiern. Denn wir feiern nicht die Politik der letzten Jahrzehnte. Der 3. Oktober steht symbolisch für eine Idee konträr zum Zeitgeist. Wir feiern unsere Ahnen, jene Helden, die sich damals gegen eine unrechtmäßige Obrigkeit stellten. Die Studentenaufstände und Mauerfall können uns eine Inspiration sein, allen Widrigkeiten zum Trotz eine positive Veränderung zu bewirken. Sodass wir an dem Traum eines freien deutschen Volkes festhalten.