2G diskriminiert – und hat nicht einmal einen Nutzen

Von Michael Friese | Die politische Klasse in Deutschland ist seit geraumer Zeit ganz heiß auf 2G-Regelungen. Man muss schließlich diese bösen, unsolidarischen Ungeimpften von den Geimpften fernhalten. Es ist ja auch mittlerweile eine Impfpflicht im Gespräch beziehungsweise für Pfleger bereits beschlossene Sache. Dass solche Regeln nicht nur Diskriminierung wie aus dem Lehrbuch darstellen, sondern für die derzeitige Corona-Lage überhaupt keinen Mehrwert bieten, fällt den Politikern und „der Wissenschaft“ überhaupt nicht auf. Sie sind zu sehr damit beschäftigt, ihren neu entdeckten Sündenbock durch den Dreck zu ziehen und haben dann eben keine Zeit mehr dafür, sinnvolle und verhältnismäßige Maßnahmen zu treffen.

Ich bin ja bekanntermaßen ungeimpft. Ich habe diese Entscheidung anfangs vor allem aus zwei Gründen getroffen: Die Gefahr, die Corona für mich darstellt, ist exorbitant gering und ich warte darauf, dass der Impfstoff länger auf dem Markt ist. Ich möchte mir nichts spritzen lassen, das nur eine kurze Zeit lang entwickelt und dann hastig an die Bevölkerung verteilt wurde. Ich wollte vor allem auf Langzeitfolgen warten. Es hat sich nun etwas anderes ergeben: Während die Impfung am Anfang der Impfkampagne für gewöhnlich mit zwei Dosen erledigt war und einem eine vollkommene Immunität versprochen wurde (man also weder angesteckt werden noch anstecken kann), sind wir nun ganz woanders: Der Impfschutz ist mangelhaft im Vergleich zur versprochenen Wirkung, Geimpfte stecken sich gegenseitig an, weil sie denken, dass sie geschützt sind und wir sind von einer einmaligen Doppel-Impfung zum Konzept einer halbjährigen „Booster-Impfung“ gewechselt. Das offenbarte mir Folgendes: Es hat sich mehr als gelohnt, zu warten. Und ich werde weiter warten, bis wir einen akzeptablen Impfstoff haben.

Die Politiker scheinen dies aber nicht sehen zu wollen. Für sie ist die Impfung die Lösung aller Probleme und jeder, der das anders sieht, ist eben ein unsolidarischer Schwurbler. Sie sehen nicht, dass Geimpfte das Virus weiterhin übertragen können und auch selber daran erkranken können, teilweise mit schweren Verläufen. Anstatt nun also der Pharma-Industrie zu sagen, dass sie gefälligst die Forschung an den Impfstoffen fortsetzen und die Probleme ausmerzen soll, deklarieren sie die Ungeimpften als Ursache für hohe Infektionszahlen. Fauler geht es einfach nicht. Man könnte nun als allgemeine Regel eine 1G-Regel einführen, wie es der Stahlkonzern Thyssenkrupp tun möchte. Jeder – auch die Geimpften – müsste sich dann einem Corona-Test unterziehen, um sicherzustellen, dass niemand das Virus in sich trägt und weiterverbreiten kann. Das wäre eine logisch begründbare Strategie, um die Infektionszahlen zu drücken. Stattdessen setzt man auf 2G oder „2G+“, was nicht minder unsinnig ist. Wenn ein negativ getesteter Geimpfter ins Kino darf, warum dann kein Ungeimpfter unter gleichen Konditionen?

Ich selber weiß durch diese 2G-Regeln nun nicht, wo ich hindarf und wohin nicht. Ich gehöre nämlich zu einer ganz besondere Demographie: Volljähriger Schüler. Klingt erstmal unbedeutend, aber die Kommunikation in den Medien und in den offiziellen Stellen ist so miserabel, dass ich wirklich nicht weiß, ob für mich nun 3G oder 2G gilt. Für Schüler gilt nämlich 3G und für Volljährige 2G. Und was ist nun mit volljährigen Schülern? Ich nehme Nachhilfe im Fach Mathematik – ein Schülerklischee – und die Leute dort konnten mir bis jetzt nicht sagen, ob ich da überhaupt hin darf, weil auch sie nicht wissen, ob jetzt die 2G-Regel für mich gilt oder nicht. Es ist nirgendwo explizit vermerkt. Man behält mich nun da, weil in nächster Zeit eine Arbeit bei mir ansteht. Das ist aber nicht die einzige Situation dieser Art, der ich mich gerade stellen muss. Ich habe neulich mit den theoretischen Fahrschulstunden angefangen; ich muss insgesamt 14 Stunden absolvieren. Ich habe zwei Stunden hinter mir und nun soll in der Fahrschule 2G herrschen. Aber auch hier hat niemand eine Ahnung, ob nun volljährige Schüler reindürfen oder nicht.

Dieses Theater ist einfach nur noch nervig. Und wieso wird das alles gemacht? Prinzipiell wegen nichts. Ungeimpfte stellen nachweislich keine große Gefahr für Geimpfte dar, sie sind aber trotzdem „das Böse“, wie Meerjungfraumann von Spongebob sagen würde. Es wird ein riesiger Zirkus um etwas veranstaltet, was überhaupt keinen Nutzen hat. Denn das Einzige, was 2G hervorbringt, ist die sinnlose Diskriminierung ungeimpfter Bürger.


Michael Friese, Schüler aus Schleswig-Holstein, Baujahr 2003 und Sozialschädling vom Dienst. Schreibt hier auf Apollo hauptsächlich über gesellschaftliche Themen wie Kultur oder – derzeit ganz prominent – Corona. Auch andere Themen wie Migration oder Gender gehören dazu. Hat ein durch und durch freiheitliches Gemüt und versucht immer, anderen Meinungen gegenüber offen zu sein. Leider sieht sich diese freiheitlich Denke seit ungefähr eineinhalb Jahren großem Artilleriebeschuss ausgesetzt; das zu adressieren und zu kritisieren ist aktuell der Fokus. Schreibt gerne in Bildnissen.