Tag gegen Hexenverfolgung: Nichts gelernt aus dem Scheiterhaufen?

Von Gesche Javelin | Am 10.08.2020 hat das internationale katholische Hilfswerk „missio“ in Aachen zum ersten Mal den „Internationalen Tag gegen Hexenwahn“ gefeiert. Deswegen möchte ich zu diesem Tag der Hexenverfolgung gedenken:
Seinen Anfang fand der Hexenwahn im 13. Jahrhundert mit der Inquisition. Eigentlich strebte die Inquisition vor allem eine Umkehr der Beschuldigten zur Kirche an. Todesstrafen wurden nur selten angewandt. Zudem galt von Seiten der kirchlichen Oberhäupter die Richtlinie, dass die Inquisitoren sich vor allem auf sogenannte Ketzer fokussieren sollten; Hexenverfolgung war hierbei eher eine Nebensache. So nach dem Motto: „Wenn euch mal eine Hexe über den Weg läuft, könnt ihr sie auch mitnehmen“
Zum Höhepunkt der Hexenverfolgung kam es im 16. und 17. Jahrhundert, als der Hexenwahn zum Selbstläufer wurde. Bestärkt durch die Kirche glaubten die Menschen, dass vor allem Frauen „anfällig“ für Hexerei waren, da sie sozusagen genetisch vorbestimmt triebhafte und „schlechte“ Wesen seien.
Sowohl Ketzer als auch Hexen seien einen Bund mit dem Teufel eingegangen, sodass ein Tod – meist auf dem Scheiterhaufen – in den Augen der Öffentlichkeit gerechtfertigt zu sein schien. Für jedwedes Unglück oder Schandhaftigkeit wurden sie verantwortlich gemacht: Unwetter und folgende Ernteausfälle, Tod, Krankheit. Auch wurden sie als unheimliche, mystische, unbegreifliche Wesen dargestellt. Wie soll man sich da schon wohl fühlen? Die Angst vor Hexen und übernatürlicher Hexerei verbreitete sich immer weiter. Nicht zuletzt die Medienrevolution durch den Buchdruck trug zur schnellen Verbreitung des Hexenglaubens bei. Aber auch an Universitäten wurde über die Hexen gelehrt. Außerdem bekräftigten wichtige Persönlichkeiten wie Martin Luther, Johannes Calvin und Petrus Cansius den Hexenwahn – auch damals wurde sich an Prominenten wohl gerne ein Beispiel genommen.
Die Angst der Bürger wurde unterfüttert und überzeugt klagten die Menschen sich gegenseitig an. Die Hexenjagden wurden häufig von den Untertanen selbst initiiert. Selten wurden sie allein durch die Obrigkeit durchgeführt. Angst und Missgunst waren bei den Menschen präsent. Eine Krise folgte der nächsten. Krankheiten, Armut und Krieg dominierten den Alltag. Die Unzufriedenheit richtete sich dann gerne Mal gegen den Nachbarn oder auch Familienmitglieder. Denunziation wurde sehr beliebt.
Je mehr die Hexenverfolgung zum Massenphänomen wurde, desto gefährlicher wurde Kritik an den Prozessen und desto weniger wurde solche noch geübt. Auf Krisen reagieren die Menschen heute immer noch ähnlich: Mit Angst und Missgunst. Also wie sagt man immer so schön: „Wehret den Anfängen!“