14. Türchen | Die Zwarte-Piet-Debatte – Alle Jahre wieder…

Von Leon Hendryk | Alle Jahre wieder… ist nicht nur der Titel eines bekannten Weihnachtsliedes, welches im 19. Jahrhundert vom thüringischen Pfarrer Wilhelm Hey verfasst wurde. Alle Jahre wieder kommt es auch in den Niederlanden und in Flandern, dem niederländischsprachigen Teil Belgiens, zu einer mit Inbrunst geführten Debatte um die Tradition des Sinterklaasfests. Der Sinterklaas ist die niederländische Version des Nikolaus, welcher wiederum an den frühkirchlichen Nikolaus von Myra angelehnt ist. Doch in der Debatte geht es gar nicht wirklich so sehr um den namensgebenden Sinterklaas, sondern um seinen Begleiter, den Zwarten Piet.
Dieser Zwarte Piet, der wiederum analog zur Figur des Knecht Ruprechts vor allem das Bestrafen ungezogener Kinder übernimmt, ist der Stein des Anstoßes. Denn die Figur des Zwarten Piets ist traditionell schwarz und wird – Skandal! – durch schwarz geschminkte Niederländer und Belgier dargestellt. Für viele „woke“ Niederländer ist das natürlich nicht hinnehmbar. Erst recht, seitdem in den vergangenen Jahren eine linke Welle der Empörung über das, in den USA schon seit längerer Zeit verpönte, „blackfacing“ auch nach Europa geschwappt ist.
Seitdem kommt es jedes Jahr in den Niederlanden und in Belgien zu Protesten, die versuchen die populäre Darstellung des, von vielen Niederländern heißgeliebten, Zwarte Piet zu verbieten. Rassistisch sei die Darstellung des Zwarte Piets, argumentieren die Gegner der Tradition, schließlich sei er der schwarze Knecht des Sinterklaas, welcher gewöhnlich als weiß dargestellt wird. Und überhaupt passe das Verkleiden mit schwarzer Schminke und schwarzer Perücke nicht mehr in die heutige Zeit, sei unsensibel und hätte das Ziel schwarze Menschen lächerlich zu machen. Pünktlich zum 5. Dezember, dem Tag des Sinterklaasfests, kommt es deshalb in vielen größeren Städten zu lautstarken Protesten und gelegentlich sogar Ausschreitungen von Seiten der Gegner des Zwarten Piets.
Einige Institutionen sind, dem Zeitgeist entsprechend, vor diesen Protesten bereits eingeknickt. Im niederländischen Fernsehen wird des Zwarte Piet nun nicht mehr als schwarz, sondern nur noch als „mit Ruß verschmiertem Gesicht“ dargestellt. Trotzdem sind viele Niederländer gegen die Veränderung der Tradition, und etwa die Hälfte der Menschen in den Niederlanden lehnt es ab die Figur des Zwarten Piet abzuschaffen oder anders darzustellen. Vor Beginn des medialen Anti-Zwarte Piet Dauerfeuers aus der linken Ecke war dieser Wert allerdings deutlich höher.
Ob der traditionelle Zwarte Piet überleben oder, wie so viele europäische Traditionen, dem linken Aktivistentum zum Opfer fallen wird ist schwer zu sagen. Vermutlich wird im öffentlichen Raum bald die „entschärfte“ Darstellung mit rußgeschwärztem Gesicht dominieren. Doch der Widerstand ist groß und es gibt viele Niederländer die sich mit großer Hingabe gegen die Zerstörung dieser althergebrachten Tradition stellen. In einigen niederländischen Gemeinden finden nun, in Reaktion auf die Anti- Zwarte Piet Proteste in größeren Städten, sogar Pro-Zwarte Piet Demonstrationen statt. Ihr Motto: „Zwarte Piet is hier welkom!“, zu Deutsch „Zwarte Piet ist hier willkommen!“. Und im Gegensatz zum linken Narrativ, dass nur ewig gestrige alte Leute die Tradition noch unterstützen würden, sind bei diesen Demonstrationen überwiegend junge Menschen zu sehen. Insofern ist die Zukunft des traditionellen Zwarten Piets zumindest für die nächsten Jahrzehnte gesichert, auch wenn man ihn wohl zunehmend aus dem Mainstream und dem öffentlichen Raum verdrängen wird. Denn im Herz vieler Niederländer kann man die geliebte Figur des Zwarten Piet nicht so einfach verändern wie im Fernsehen.
Wenn linke Weltverbesserer Rassismus sehen, wo keiner ist. Dann sind’s wohl die eigenen Vorurteile, vor denen diese Heuchler eine Scheißangst haben.