12. Türchen | Aschenbrödels Tipps für den Start ins Berufsleben

Von Simon Ben Schumann | Als ich ein Kind war, haben meine Familie und ich „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ zusammen im Kika geschaut, wo der Film immer noch läuft. Es gibt mehrere Versionen, am bekanntesten ist die aus der DDR. Grob zusammengefasst: Aschenbrödel hat eine böse Stiefmutter und mehrere böse Stiefschwestern. Der Prinz ist gerade auf Brautschau und klar – die Stiefmutter will ihre Töchter verkuppeln. Aschenbrödel ist dabei, in komplett verschmutzten Kleidern, und macht den Haushalt. Durch einige Zufälle kommt sie in den Besitz von drei Haselnüssen, deren Inhalt ihr dabei helfen, den Prinzen für sich zu gewinnen. Ihre Stiefschwester geht leer aus.
Und was enthalten die Nüsse? Kleider, mit denen sie ihr Aussehen aufwerten kann. Die erste Nuss enthält eine Jagdmontur, womit sie dem Prinzen beim Tiere schießen im Wald auffällt. Die zweite ein Kleid zum Tanzen und die dritte ein prachtvolles Brautkleid. Mit den Klamotten kommt sie nicht mehr wie eine arme, mies behandelte Putzkraft rüber, sondern wie eine echte Wahl für den Prinzen. Die heutigen Fernseh-Ideologen würden hier vielleicht wieder meckern: Oberflächlich, entwürdigend und so weiter. Ich bin da anderer Meinung: Die Botschaft, dass Kleider Leute machen, trifft meiner Erfahrung nach völlig zu. Außerdem stelle ich mir die Frage, was Liebe ohne Schönheit wäre. Weder finde ich Frauen attraktiv, die im sprichwörtlichen „Sack“ herumlaufen – noch erwarte ich, im Greenpeace Hoodie zum Sexsymbol aufzusteigen.
Somit bringt der Film durch die Wichtigkeit der Kleidung der Protagonistin eine klare Botschaft mit sich: Aussehen zählt – und überzeugt. Natürlich kann man keine Kleider aus Haselnüssen herausziehen, aber die Erkenntnis bleibt dieselbe. Daran habe ich als Kind zwar nicht gedacht, als ich den Film geschaut habe – jetzt aber schon, weil ich ins Berufsleben gestartet bin. Auch die Damenwelt kann mit dem Adidas Sport-Sweater mitunter nichts anfangen. Aschenbrödel lehrt uns – wenn wir hinhören – die klare Botschaft, dass man auf sein Äußeres achten sollte. Pures Gift für die Political (und cultural) Correctness und ein toller Märchenfilm zum Weihnachtsfest.