10. Türchen | Weihnachten – Irgendwas mit Jesus?

Von Johanna Beckmann | „Ah stimmt, an Weihnachten war doch irgendwas mit Jesus, oder?“ Diese Frage habe ich schon oft gehört. Und das jedes Jahr wenn ich meinen Klassenkameraden erzähle, dass ich an Weihnachten in die Kirche gehe. Für mich bedeutete dieses Fest schon immer mehr als nur „irgendwas mit Jesus“. Für mich ist es unglaublich, dass Joseph und die schwangere Maria nach Bethlehem zu einer Volkszählung gehen mussten und dann in einer Scheune ein Kind bekommen haben. Und dass dieses Ereignis der Grund ist, dass wir heute Weihnachten feiern und dass ich Christ bin. Das Kind war nämlich nicht irgendwer: Jesus Christus, Gottes Sohn wurde an diesem Abend geboren.
Mein Glaube an dieses Ereignis ist der Grund dafür, dass sich mein Weihnachtsfest schon mein ganzes Leben von dem meiner Freunde unterscheidet. Den Bezug zur Kirche habe ich schon seit dem Kindergarten, da ich vom Alter von ungefähr vier Jahren bis zur achten Klasse beim weihnachtlichen Krippenspiel mitspielte. Und das war keineswegs langweilig und immer nur das Gleiche. Ich habe schon sehr viele Rollen übernommen, von Maria, der Mutter von Jesus, bis zum Kind das Pokemon spielt. In meiner Kirche haben wir jedes Jahr ein Weihnachtsmusical aufgeführt, das war neben den vielen Geschenken immer mein Highlight an Weihnachten. Meist fingen wir schon im Oktober an für das Musical zu proben. Alle lauschten in jedem Jahr mit großer Vorfreude den Liedern des neuen Stücks. Als wir dann die Texthefte bekamen, blätterten wir schnell zu den Seiten mit der Rollenverteilung, da wir alle gespannt waren, wen wir in diesem Jahr spielen durften. Als ich in einem Jahr Maria spielen dürfte, kostete es mich sehr viele Proben, endlich die Töne zu treffen. Aber als endlich der Tag unserer ersten Aufführung gekommen war, fühlte ich mich so gut vorbereitet wie nie.
Ich sang mein Solo zwischen bunten Lichtern und einem Duft von gebrannten Mandeln auf einem Weihnachtsmarkt. Am Ende gab es natürlich auch Schokolade zur Belohnung. Aber der große Auftritt stand mir immer noch bevor, denn dieser fand am heiligen Abend vor der versammelten Kirchengemeinde statt. In jedem Jahr stand in unsrer Kirche ein Tannenbaum und alles war schön weihnachtlich geschmückt. Am liebsten hatte ich immer den leuchtende Stern, der direkt über dem Altar hing. Ich blickte mit großer Vorfreude meinem Auftritt entgegen und übte den ganzen Weihnachtsmorgen meinen Text. Dann zog ich mich festlich an und warf mir ein Kopftuch über. Für einen Abend verwandelte ich mich in die Maria. Bevor die Aufführung losging, sangen alle Spieler zusammen Weihnachtslieder. Als dann endlich unser großer Moment anbrach, waren wir alle so aufgeregt, wie das ganze Jahr noch nicht. Ein großes Publikum wartete, um uns zu sehen. Als ich endlich auf der Bühne stand, verflog meine Aufregung und ich genoss die weihnachtliche Stimmung in der schön geschmückten Kirche. Aber erst als ich begann, mein Solo zu trällern, konnte ich den heiligen Abend so richtig genießen.
Nicht nur das Krippenspiel ist ein Highlight des jährlichen Kirchenbesuchs, auch die schönen Weihnachtslieder, die dort gesungen werden, sind sehr erfüllend. Mein persönlicher Favorit ist das Lied „Macht hoch die Tür, das Tor macht weit“. Es handelt von der Ankunft Jesu auf der Erde. Für mich gibt es nichts Schöneres als den Moment, in dem eine ganze Kirchengemeinde dieses Lied singt. Und auch in diesem Jahr freue ich mich schon auf den Kirchenbesuch mit meiner Familie.